Welche neuen Entwicklungen werden das Lehren und Lernen allgemein, aber auch Ihre Arbeit bei Aequaland beeinflussen? Welche Chancen und Potenziale bieten sie?

Wir sehen drei Entwicklungen, welche die Bildung der Zukunft beeinflussen können: die Einführung der künstlichen Intelligenz, die Förderung allgemeiner Kompetenzen und die Individualisierung des Unterrichts.

«  Angesichts dieser Entwicklungen kommt der Bildung im Hinblick auf die vermehrte Akzentuierung der menschlichen Fähigkeiten – also der sozialen und emotionalen Intelligenz – eine Vorreiterrolle zu.  »

Im Jahr 2025 werden nämlich Roboter und Automation über 50 Prozent der Arbeitsleistungen in unserer Arbeitswelt erbringen.

Aufgabe der Bildung ist es deshalb, jungen Menschen die erforderlichen Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich den globalen Herausforderungen zu stellen und zu einer nachhaltigen Entwicklung unseres Planeten beizutragen. In diesem Sinne bietet Aequaland Aktivitäten in drei Bereichen: 1. Care for oneself (Selbstfürsorge), 2. Care for one another (Sorge füreinander) und 3. Care for the planet (Sorge für den Planeten). Mit pädagogischen Mini-Videospielen werden wichtige sozio-emotionale Kompetenzen wie Kreativität, Kooperation, Kommunikation und kritisches Denken trainiert. So wollen wir Schullaufbahnen fördern, die eher auf den Kompetenzerwerb ausgerichtet sind als auf eine Strukturierung nach Fächern.

Die Chancen auf Veränderungen in der Bildung sind nicht nur inhaltlicher Natur. Grosse Bedeutung kommt auch der Art der Vermittlung zu. Die im Bildungsbereich noch wenig eingesetzte Gamification ist ein interessantes Beispiel. Sie könnte zu vielversprechenden Ergebnissen führen. Dank ihr lassen sich zum Beispiel Lernende gewinnen, die herkömmlichen Methoden eher ablehnend gegenüberstehen.

Mit Gamification lassen sich im digitalen Unterricht die höchsten Interaktionsraten und damit die besten Online-Lernerfolge erzielen. Wir nutzen sie als Schlüsselansatz bei der Förderung der kindlichen Entwicklung. Lernen soll Spass machen und fesseln. Unser Credo: Mit Spass ist Lernen leichter!

Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz geht mit einer explosionsartigen Entwicklung unterschiedlicher digitaler Werkzeuge einher. Diese bieten Möglichkeiten, die Lernmethoden an die Lernenden anzupassen (z.B. durch Berücksichtigung der Besonderheiten von multipler Intelligenz, Neurodiversität und ADHS). Sie umfassen: 1. die Überwachung des Lernens und der Lernfortschritte der Kinder, 2. die Anpassung der Lerninhalte an die Kinder, 3. die Messung der Leistungen der Kinder, 4. die Unterstützung der Kinder bei der Suche nach Lösungen und 5. individualisierte Lernwege.

Schülerinnen und Schüler, die individuell gefördert werden, erzielen bessere Lernergebnisse als 98 Prozent der Lernenden, die herkömmlich unterrichtet werden.

Welche Gefahren und Risiken sehen Sie bei der Anwendung dieser Entwicklungen im Bildungswesen?

Der vermehrte Einsatz von Technologie im Bildungsbereich birgt Sicherheitsrisiken für die Lernenden. Ausserdem besteht das Risiko einer Abkehr vom herkömmlichen Lernprozess. Denn einerseits ist das Gehirn der Lernenden in unserer hypervernetzten Welt überreizt, was zu Konzentrationsproblemen führt. Andererseits bietet die Künstliche Intelligenz (KI) immer mehr Möglichkeiten zum Entdecken und Gestalten, die weit über das herkömmliche Lernen hinausreichen. Lehrpersonen müssen sich somit sehr genau überlegen, welche Werkzeuge sie einsetzen wollen. Für das Bildungssystem bedeutet dies, sich nicht nur auf die Wissensvermittlung zu beschränken. Es sollte sich dahingehend verändern, dass es die Lernenden zu einem raschen Lernen befähigt. Dies wird auch zu mehr Agilität im wirtschaftlichen Ökosystem und zu mehr Nachhaltigkeit in der Zukunft beitragen.

Zugleich ist es wichtig, unseren Kindern einen gesunden Umgang mit Technologien zu vermitteln, zum Beispiel in Bezug auf die Nutzungszeiten und -dauer von Geräten/Medien.

«  Das Bildungssystem sollte sich dahingehend verändern, dass es die Lernenden zu einem raschen Lernen befähigt.  »

Welche Rahmenbedingungen gilt es Ihrer Meinung nach zu schaffen?

Ich kann Ihnen das Beispiel der Plattform nennen, die wir bei Aequaland aufgebaut haben. Zunächst einmal verzichten wir auf eine Datenerhebung bei Kindern und erlauben keinen unkontrollierten Zugriff durch Erwachsene. Auf rechtlicher Ebene erfüllen wir verschiedene Anforderungen (Children's Online Privacy Protection Rule, Children's Data and Parental Consent, CEOP usw.). Ausserdem gibt es keine Werbung, und es ist möglich, die Bildschirm- und Lernzeit zu kontrollieren.

Während des gesamten Prozesses finde ich es wichtig, im Sinne einer gemeinschaftlichen Gestaltung eines Systems auch die Meinungen und Perspektiven der Lernenden miteinzubeziehen. Das System muss sicher sein, aber zugleich Raum für die Kreativität jedes und jeder Einzelnen bei der Entwicklung lassen.

Bedeutung hat zudem die Schaffung einer Kultur durch die Einführung von «Good Practices». So lassen sich das Risiko des Schummelns (das durch die Entwicklung der KI erleichtert wird) mindern sowie die Unabhängigkeit und Metakognition der Lernenden beschleunigen.

Alles in allem empfehle ich einen ganzheitlichen Ansatz, der auf Werten, Kooperation, einer guten technologischen Infrastruktur und der Aufwertung der Lernmethode gegenüber den Lerninhalten beruht.

Portrait Lucy Antrobus
Lucy Antrobus
COO
Aequaland