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Selbstbestimmte Identität und digitale Nachweise

Im Rahmen des Projekts «Datenföderation in der Berufsbildung» haben wir uns zentral mit dem Thema der Selbstbestimmten Identität (Self-Sovereign Identity, kurz: SSI) auseinandergesetzt. SSI ermöglicht es einer Person, mehr Kontrolle über ihre persönlichen Daten zu behalten, die sie im Internet mit anderen teilt, beispielsweise um sich auszuweisen. SSI stärkt zudem die informationelle Selbstbestimmung. Eine Umsetzung dieses SSI-Ansatzes ist mittels sogenannter dezentraler Identifikatoren (Decentralized Idenitfier; kurz DID) möglich. Die SSI-Infrastruktur basiert auf dezentralen Technologien wie Blockchains. Dabei ermöglichen es DIDs, dass zwei Parteien direkt und  verschlüsselt miteinander kommunizieren können, um zum Bespiel verifizierbare digitale Nachweise (Verifiable Credentials, kurz: VC) auszutauschen. So wird der Austausch von Daten zwischen Behörden und Lernenden oder zwischen Lernenden und anderen Drittstellen (z.B. Lehrbetriebe) ermöglicht. Wie das an einer Hochschule funktionieren könnte, hat Gerd Kortemeyer, Leiter Lehrentwicklung und -technologie an der ETH Zürich, in seinem Beitrag auf unserer Website erklärt.

Auch der Vorschlag für eine künftige staatliche E-ID setzt auf den SSI-Ansatz, das heisst, die Nutzerinnen und Nutzer sollen die Kontrolle über ihre Daten haben. Dem will der Bundesrat unter anderem durch die Grundsätze «Privacy by Design» und Datensparsamkeit sowie durch dezentrale Datenspeicherung gerecht werden. Grundsätze, die im Projekt «Datenföderation in der Berufsbildung», und insbesondere im Hinblick auf das neue Datenschutzgesetz, eine zentrale Rolle spielen.

Blockchains

Mit der Blockchain-Technologie haben wir uns unter anderem im Rahmen des Projekts «Datenföderation in der Berufsbildung» vergangenes Jahr auseinandergesetzt.

Bei einer Blockchain handelt es sich um ein registerartiges Speichersystem, in dem Transaktionen dauerhaft und unveränderbar aufgezeichnet werden. Einmal abgelegte Transaktionen sind dadurch jederzeit überprüf- und rückverfolgbar. Blockchains werden durch ein Netzwerk von Knoten realisiert und gehören daher zu den dezentralen Speicherformen. Diese Dezentralität der Architektur ermöglicht es, föderale Strukturen im Bildungssystem auch technisch abzubilden.

Darüber hinaus haben wir uns auch mit Blockchain-Typen beschäftigt, die die technische Grundlage für einen digitalisierten Austausch von Nachweisen wie Zeugnissen, Bildungsbewilligungen oder Schulabschlüssen bilden können. Transaktionen auf solchen Blockchains enthalten keine personenbezogenen Informationen, sondern ermöglichen lediglich die Herkunft und Unversehrtheit eines elektronischen Dokuments gesichert zu überprüfen.

Dadurch können Blockchain-Technologien bei der Konzeption und Umsetzung datenschutzkonform gestaltet werden.

«  Lucas Lehrvertrag: digital und verifizierbar  »

Wir haben untersucht, wie Blockchains die Bildung unterstützen können. Eine erste Geschichte dazu finden Sie im Video «Luca's digitaler Lehrvertrag». Mehr zum Thema folgt im Juni an der Fachtagung.

zum Video
 

Dezentrale autonome Organisationen

Auf Blockchains basiert auch das Konzept der dezentralen autonomen Organisationen (DAO), mit dem wir uns ebenfalls im vergangenen Jahr beschäftigt haben. Eine DAO ist eine Organisation, deren Regeln in einem Computerprogramm kodiert sind. Sie gehört allen Mitgliedern und wird von ihnen gemeinsam verwaltet. Es handelt sich also um eine Gemeinschaft, die im Besitz der Mitglieder ist und keine zentrale Führung hat. Alle Entscheidungen und Transaktionen werden dabei auf einer Blockchain gespeichert und sind so vor nachträglicher Manipulation geschützt. Dies sorgt für Transparenz und Nichtabstreitbarkeit, was wiederum Vertrauen schafft und somit ein wesentlicher Bestandteil der Legitimität einer Organisation ist.

Im Bildungsbereich wäre es denkbar, dass die DAO in einer hybriden Form existiert, in der eine Mischung aus persönlicher und virtueller Präsenz eher üblich werden könnte. Zum Beispiel, wenn Eltern und Erziehungsberechtigte an Diskussionen teilnehmen sollen, aber aufgrund von Kinderbetreuung verhindert sind. In solchen Fällen würde eine DAO das Engagement fördern, den Verwaltungsaufwand verringern, die Entscheidungsprozesse standardisieren und verschlanken sowie die Transparenz und das Vertrauen in die Institutionen erhöhen.
 

Externe Perspektive

«  Sozio-emotionale Kompetenzen gewinnen an Bedeutung  »

Lucy Antrobus, COO Aequaland, spricht über die unmittelbare Zukunft mit der Allgegenwart von Robotern und Automatisierung. Angesichts dieser technologischen Entwicklungen müsse die Bildung «den Schwerpunkt stärker auf die menschlichen Fähigkeiten, also die sozio-emotionale Intelligenz, legen.»