
Im Rahmen des Swiss Internet Governance Forum koordinierten und moderierten Karen Grossmann und Franziska Kaderli vom Educa-Rechtsteam am Vormittag eine Session zum Thema «Kinder- und Jugendschutz sowie Cybersicherheit». Zahlreiche Teilnehmende befassten sich gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Datenschutz, Informationssicherheit, Kinderschutz und Strafrecht sowie digitale Ethik und Medienkompetenz mit diesen Fragen.
Vier kurze Inputs bildeten die Grundlage für die Einführung. In einem Referat zum Thema «Kinderschutz als Härtetest für die digitale Gesellschaft» ging die Datenschutzexpertin Sandra Husi-Stämpfli einer zentralen Frage nach: Wer ist in erster Linie für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet verantwortlich: der Staat, die Plattformen oder die Eltern? Sie stellte auch die Frage, wie wir Kinder stärken können, ohne ihnen die gesamte Verantwortung für ihre Sicherheit zu übertragen. Ihrer Meinung nach müssen drei Ebenen berücksichtigt werden, um diese Fragen zu beantworten: die technische, die institutionelle und die gesellschaftliche. Sie schloss mit den Worten: «Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist der Lackmustest für die digitale Gesellschaft. Wenn dieser Schutz wirksam ist, profitieren alle davon.»

Dr. iur. Sandra Husi-Stämpfli, Datenschutzexpertin (Foto: Matteo Studer)
Daniel Muster, Inhaber von it-rm IT-Riskmanagement, befasste sich in seinem Inputreferat «Kinderschutz beim Online-Kauf, z.B. von Alkohol oder Tabak» mit den Herausforderungen der Online-Altersüberprüfung. Er erläuterte, was sich mit der Einführung der e-ID ändern werde, insbesondere im Hinblick auf die Verwaltung personenbezogener Attribute.
Jutta Oberlin und Sarah von Hoyningen-Huene, Expertinnen für Datenschutz und Kinderrechte, griffen in ihrem Input das Thema «Digitale Handlungsfähigkeit im Interesse des Kindeswohls: Die Anwendung geeigneter Rechtsvorschriften im digitalen Kontext» auf. Sie stellten die Chancen und Risiken des Internets in Bezug auf die Gefährdung des Kindeswohls, die altersgerechte Entwicklung und die Rechte des Kindes vor. Sie beleuchteten auch die bisherigen Massnahmen von Politik und Gesetzgebung, die Strategien und Massnahmen der grossen Internetplattformen in diesem Zusammenhang sowie den Informations-, Wissens- und Bildungsstand, mit dem Kinder ihre ersten Schritte im Internet machen.
Adrian Essl schloss diese Reihe von Inputreferaten mit der Vorstellung des Projekts ab, für das er bei Kinderschutz Schweiz verantwortlich ist: «clickandstop.ch». Dieser Melde- und Beratungsdienst setzt sich gegen sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im digitalen Raum ein. Adrian Essi gab Anregungen, wie aus dem Dschungel der bestehenden Angebote eine anerkannte und vernetzte Hilfsstruktur geschaffen werden kann.
Die Sessions-Teilnehmenden wählten anschliessend in einer Online-Umfrage (Wortwolke) die beiden Themen aus, die ihnen nach den Inputreferaten am wichtigsten erschienen. Sie entschieden sich für die Themen Handyverbot und elterliche Verantwortung. Cornelia Beutler, Beraterin für digitale Medien, und Petra Marty vom Verein Netpathie beleuchteten diese Themen aus ihrer Sicht. Es folgte eine lebhafte Diskussion zu diesen beiden Fragen. Karen Grossmann schloss die Sitzung mit dem Hinweis auf die Bedeutung der drei von Sandra Husi-Stämpfli hervorgehobenen Ebenen beim Schutz von Kindern und Jugendlichen: die technische, die gesellschaftliche und die institutionelle Ebene.
Daten-Governance
Am Nachmittag leistete Educa durch Andreas Klausing, Mitglied der Geschäftsleitung von Educa, einen Beitrag zu einer weiteren Session des Swiss IGF zum Thema «Daten, Datenschutz und Daten-Governance». Der Bundesrat will nächstes Jahr das Vernehmlassungsverfahren zu einem Rahmengesetz über die Weiterverwendung von Daten eröffnen und hat dies zu einem vorrangigen Ziel im Bereich der Digitalisierung für das Jahr 2026 erklärt. Die Herausforderungen einer solchen Rahmengesetzgebung in Bezug auf Daten-Governance, Datenschutz und andere Aspekte der wertschöpfenden Nutzung von Daten wurden in dieser Session diskutiert.