Warum haben sich Sie sich entschieden, Edulog beizutreten?
Christoph Straumann: Ich habe mich bereits während der Projektphase zur Einführung von Edulog an entsprechenden Workshops aktiv beteiligt. Der Kanton Basel-Landschaft setzt sich seit längerer Zeit stark dafür ein, dass die digitale Transformation in der Bildung auf eine gute und sichere Art vorangetrieben werden kann und die dafür nötigen Entwicklungen möglichst optimal auf die Bedürfnisse der Schulpraxis ausgerichtet werden. Deshalb stiess das Vorhaben zur Etablierung eines gemeinsamen Login-Prozesses für die grossen Anbieter von digital Lehr- und Lernplattformen für alle Schweizer Schulen auf fruchtbaren Boden. Dass mit der anvisierten Lösung die Vorgaben aus dem kantonalen Informations- und Datenschutzgesetz (IDG) umgesetzt werden können, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle.
Roberto Nespeca: Der Wunsch nach einer sicheren und rechtlich einwandfreien Single-Sign-On-Lösung für unsere Kunden aus dem öffentlich-rechtlichen Lehr- und Forschungsbereich wurde von verschiedensten Seiten an uns herangetragen. Mit dem Entscheid, in diese Richtung zu investieren, war es naheliegend, neben der Switch edu-ID und der Zürcher Lösung digithek.ch auch Edulog zu implementieren. Obwohl sich die Lösungen von Switch und Edulog technisch gesehen nicht wesentlich unterscheiden, gibt es zwei grössere Unterschiede. Erstens die Trägerschaft: Switch ist eine vom Bund mitfinanzierte private Stiftung, Edulog wird von der Fachagentur Educa im Auftrag der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK) auf kantonaler Ebene geführt und durch die EDK finanziert. Zweitens der Kreis der Nutzenden: Switch edu-ID wird vor allem im Hochschulbereich und Edulog vornehmlich im Bereich bis und mit Sekundarstufe II eingesetzt. Der Bildungsraum Schweiz dürfte diese System-Redundanz zugunsten eines breit abgestützten Single-Sign-On-Angebots in Kauf nehmen. Das uneingeschränkte Vertrauen, welches den beteiligten Institutionen entgegengebracht wird, bewog uns, mitzumachen.
Was hat Sie dazu bewogen, bei der Einführung von Edulog in den Schulen von Basel-Landschaft zusammenzuarbeiten?
Roberto Nespeca: Wir arbeiten mit vielen kantonalen Abteilungen zusammen, unter anderem auch mit der Abteilung Informatik/IT.SBL von Christoph Straumann. Die bisherige Anbindungslösung für den Kanton Basel-Landschaft umfasste die Freischaltung der individuellen IP-Ranges der teilnehmenden Schulen in unseren Systemen. Diese Lösung ist nicht auf andere übertragbar. Aus technischer Sicht lag der Nutzen der neuen Edulog-Lösung auf der Hand. Als Herr Straumann mit dem Vorschlag, Edulog zu implementieren, auf uns zugekommen ist, mussten wir nicht zweimal darüber nachdenken. Der konstruktive und pragmatische Dialog sowie die gesamtheitliche Herangehensweise der Abteilung Informatik/IT.SBL haben uns von Anfang an überzeugt. Für beide Seiten war es wichtig, den ganzen Prozess nicht nur aus technischer, sondern auch aus rechtlicher und vertraglicher Sicht sauber aufzusetzen. Somit konnten wir auch einen Beitrag für nachkommende Institutionen und Leistungsanbieter leisten. Neue Anbindungslösungen setzen sich nur durch, wenn sie auf niederschwellige Art und Weise implementiert werden können. Dies beschränkt sich nicht nur auf den technischen Aspekt, sondern schliesst auch vertragliche, rechtliche und prozedurale Elemente mit ein.
Christoph Straumann: Bisher haben sich bereits viele Dienstleistungsanbieter an Edulog angeschlossen. Mir fehlte für die Einführung von Edulog an den kantonalen Schulen im Baselbiet aber ein Dienst, welcher von Anfang an von allen Schulbeteiligten unkompliziert genutzt werden kann. Die Schulen im Kanton Basel-Landschaft verfügten bereist über eine Lizenzierung des Dienstes Swissdox essentials. Die Nutzung war aber nur im Schulhaus über eine definierte IP-Adresse möglich. Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie kam seitens der Schulen der Wunsch auf, Swissdox essentials auch ausserhalb des Schulhauses (z.B. im Rahmen von Fernunterricht oder für Hausaufgaben) zu nutzen. Für mich wurde dann schnell klar, dass wir für die Erfüllung dieses Anliegens idealerweise Edulog einsetzen sollten. Auf eine entsprechende Anfrage von mir hat Herr Nespeca von Swissdox essentials sehr rasch positiv reagiert.
Welche Erkenntnisse können Sie aus der gemeinsamen Einführung ziehen?
Christoph Straumann: Der Anschluss an Edulog ist auf jeden Fall mit Aufwand verbunden. Im Falle von Swissdox essentials musste von ihnen die Zugangstechnologie angepasst werden. Gemeinsam waren anschliessend die Prüfprozesse gemäss dem kantonalen IDG umzusetzen und entsprechende vertragliche Vereinbarungen vorzubereiten. Die Erfahrung zeigt, dass es vielen Identitäts- und auch Dienstleistungsanbietern nicht von Anfang an klar ist, dass zur gesetzeskonformen Nutzung von Edulog neben den jeweiligen Verträgen mit Edulog auch noch direkte schriftliche Vereinbarungen zwischen jedem Dienstleistungs- und jedem Identitätsanbieter notwendig sind. Über Edulog ist nur der Zugriff auf den Dienst geregelt. Durch die Nutzung des Dienstes können auf der Plattform des Dienstleistungsanbieters zum Beispiel Daten von Schülerinnen und Schülern gesammelt werden. Was der einzelne Dienstleistungsanbieter mit diesen Daten macht resp. machen darf, muss jeweils separat vereinbart werden. Das IDG kennt dafür den Begriff «Bearbeiten im Auftrag».
Roberto Nespeca: Die Einführung nicht nur als technisches Projekt, sondern gesamtheitlich auch auf den Ebenen Vertrag, Recht und Prozesse zu betrachten, hat sich als Vorteil erwiesen. Ein stets offener Dialog mit dem Bestreben, den Partner zu verstehen, ist ebenfalls sehr wichtig. Die öffentlich-rechtlichen Institutionen müssen viele Auflagen und rechtliche Vorgaben einhalten, über deren Ausmass sich private Dienstleister oft nicht im Klaren sind. Zum Erfolg beigetragen hat auch das direkte Ein- und Zusammenbringen von Fachpersonen ins Projekt, die sich dann auf ihrer Ebene unkompliziert austauschen und abstimmen konnten. Gelegentlich war auch die Geduld des Partners gefragt, insbesondere wenn das Tagesgeschäft neue Prioritäten verlangte.
« Wir nehmen die Einführung von Edulog zum Anlass, über diesen Weg nur datenschutzrechtlich geprüfte und konforme Dienste verfügbar zu machen. »
Christoph Straumann
Welchen Mehrwert bringt Edulog?
Roberto Nespeca: Edulog bietet ein rasch umsetzbares Rundum-Sorglospaket an. Mit Edulog steht ein Single-Sign-On-Verfahren zur Verfügung, welches einheitlich die Dienste verschiedenster Anbieter sowohl im Klassenzimmer wie auch im Kinder- oder Jugendzimmer zu Hause für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stellt. Diese Generalisierung und Vereinheitlichung stellt ein skalierbarer Meilenstein dar, der neue Massstäbe für Dienstleistungsanbieter im öffentlich-rechtlichen Bereich setzt. Denn diese einheitlich verfügbare Lösung ersetzt den Wildwuchs aus vielen individuellen Anbindungen, die auf beiden Seiten aufwendig unterhalten werden müssen. Der Aufwand im Aufsetzen und im Unterhalt der Infrastruktur kann gesenkt werden, das standardisierte Vertragswerk spart Zeit und Nutzerinnen und Nutzer können ort- und geräteunabhängig jederzeit auf den Dienst zugreifen. Darüber hinaus kann mit den bestehenden Vertragswerken eine hohe Rechtssicherheit und ein entsprechend umfassender Datenschutz gewährleistet werden. Eine klassische Win-win-Situation für alle Beteiligten.
Christoph Straumann: Es ist uns bewusst, dass eine Prüfung gemäss IDG grundsätzlich bei allen Diensten anstehen würde, welche von den Schulen genutzt werden. Wir nehmen die Einführung von Edulog zum Anlass, über diesen Weg nur datenschutzrechtlich geprüfte und konforme Dienste verfügbar zu machen. Mit anderen Worten: Über Edulog werden die Schulen in Zukunft ausschliesslich auf digitale Lern- und Lehrplattformen zugreifen können, die bedenkenlos genutzt werden können. Wir sehen das als willkommene Dienstleistung für die Schulpraxis. Übrigens: Möchte ein User aus Basel-Landschaft einen Dienst nutzen, welcher zwar über Edulog verfügbar ist, aber vom Kanton noch nicht freigegeben wurde, wird er über eine entsprechende Information auf einer Website von Edulog auf diesen Umstand hingewiesen und kann die Dienstleistungsanbieterplattform nicht erreichen. Diese Funktionalität kann jeder Identitätsanbieter über eine sogenannte Whitelist selbst steuern. Mit dieser technischen Einrichtung kann meines Erachtens das Vertrauen in Edulog weiter gestärkt werden.
Welche Möglichkeiten eröffnet Edulog dem Kanton Basel-Landschaft und Swissdox heute und in Zukunft?
Christoph Straumann: Für die Nutzung von digitalen Lern- und Lehrplattformen bietet jeder Dienstleistungsanbieter auch alternative Zugriffsmöglichkeiten an. Der grosse Mehrwert von Edulog wird erst dann wirklich spürbar, wenn möglichst alle relevanten digitalen Schuldienste über den einfachen und immer gleichen Zugangsweg von Edulog genutzt werden können. Darauf arbeiten wir hin.
Roberto Nespeca: Als Dienstleistungsanbieter ist Swissdox nun in der Lage, auch Edulog als sichere Lösung für andere Schweizer Kunden im Lehr- und Forschungsbereich anzubieten. Die Anbindung ist für Institutionen einfach zu bewerkstelligen. Sie müssen sich bei Edulog anmelden, das Vertragliche mit Edulog und uns erledigen, uns die technischen Parameter angeben und schon haben sie Zugriff auf unser Produkt Swissdox essentials über diese Lösung. In Zukunft lassen sich neue Produkte und Dienstleistungen einfacher anbieten und aufschalten, ohne dass man sich über den Zugriff darauf Gedanken machen muss, da die entsprechende sichere Infrastruktur auf allen Ebenen bereitsteht.
« Edulog bietet ein rasch umsetzbares Rundum-Sorglospaket an. »
Roberto Nespeca
Welche Empfehlungen würden Sie rückblickend anderen Identitäts- und Dienstleistungsanbietern für den Beitritt zu Edulog geben?
Christoph Straumann: Neuen Identitäts- und Dienstleistungsanbietern empfehle ich, auf jeden Fall auf den Erfahrungen von anderen, bereits angeschlossenen Anbietern aufzubauen und sich aktiv am bestehenden Edulog-Netzwerk zu beteiligen. So kommen wir hoffentlich alle gemeinsam dem anvisierten Ziel einer breit genutzten, vertrauenswürdigen digitalen Plattform für die Schulen in der Schweiz mit grossen Schritten näher.
Roberto Nespeca: Der Support und Projekt-Lead von Edulog begleitet Anwärter sehr professionell vom ersten Augenblick an, da ist man bestens aufgehoben. Da sowohl technische, wie auch rechtliche und prozedurale Fragen angegangen werden, ist es von Vorteil, wenn man innerhalb der eigenen Organisation in diesen Bereichen bereits abgestimmt ist und die entsprechenden Verantwortlichen gleich mit an Bord nimmt. So ist man optimal unterwegs.
Wie sehen Sie die Entwicklung des Bildungsraums Schweiz in Bezug auf die Nutzung von Online-Diensten?
Roberto Nespeca: Das Bedürfnis, Online-Dienste nutzen zu wollen, wird weiter zunehmen, die Digitalisierung im Schulalltag nimmt zu. Schon heute werden Aufgaben und Projekte digital in der Schule aufbereitet und die Anforderung, diese ohne Medienbruch auch als Hausaufgabe ortsunabhängig erledigen zu können, steht hoch oben auf der Wunschliste. Gleichzeitig steigt auch der Bedarf nach einem sicheren Zugang zu den Online-Diensten mit der Gewähr, dass ein verantwortungsvoller und rechtlich korrekter Umgang mit den persönlichen Daten durch alle Beteiligten vertraglich bindend eingehalten wird. Alle diese Aspekte werden durch eine Anbindung an Edulog gleichermassen berücksichtigt und umgesetzt.
Christoph Straumann: Eine grosse Hürde ist heute immer noch der lange Weg, bis ein Online-Dienst gesetzeskonform genutzt werden kann. Das muss in Zukunft schneller und unkomplizierter geschehen können. Ich hoffe, dass wir alle – und damit meine ich die Geschäftsstelle Edulog, andere Identitätsanbieter und die Dienstleistungsanbieter – von den aktuellen Anfangserfahrungen profitieren können und wir im Idealfall zusammen mit privatim (Konferenz der schweizerischen Datenschutzbeauftragten) einen Weg finden, um das Verfahren im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten zu vereinfachen und zu beschleunigen.