
Educa hat einen wichtigen Bericht zur Entwicklung des digitalen Bildungsraums Schweiz veröffentlicht. Welche Rolle spielen das SBFI und die EDK in diesem Zusammenhang?
Susanne Hardmeier (S. H.): Das SBFI und die EDK sind die beiden Auftraggeberinnen von Educa. Gemeinsam sorgen wir für die strategische Ausrichtung der Fachagentur. Educa setzt sich dafür ein, dass technologische Entwicklungen der Qualität des Bildungswesens dienen.
Rémy Hübschi (R. H.): Educa handelt im gemeinsamen Auftrag von Bund und Kantonen. Nach der Veröffentlichung des Berichts «Daten in der Bildung – Daten für die Bildung» haben wir Educa 2021 einen doppelten Auftrag erteilt: die Betreuung einer Anlaufstelle für Fragen zur Datennutzung und die Begleitung von Projekten in der Praxis zu diesem Thema.
Was war das Ziel des Berichts?
R. H.: Ziel war es, die Grundlagen für die Entwicklung einer Datennutzungspolitik für den Bildungsraum Schweiz zu schaffen. Diese Politik soll eine sichere und transparente Datennutzung im Bildungswesen gewährleisten. Damit werden zwei Ziele verfolgt: Einerseits soll der Datenschutz gewährleistet werden, andererseits soll eine gezielte Nutzung der Daten für Steuerung, Qualität und Innovation ermöglicht werden.
S. H.: Mit anderen Worten: Diese Politik soll den Bildungsbehörden, aber auch anderen Akteuren des Bildungssystems ermöglichen, die Steuerungsgrundlagen zu verbessern. Die Bildungsbehörden müssen in der Lage sein, sich aktiv an der Gestaltung der Bildungsprozesse zu beteiligen, die durch Datennutzung und Algorithmen stark verändert werden.
« Die Bildungsbehörden müssen in der Lage sein, sich aktiv an der Gestaltung der Bildungsprozesse zu beteiligen. »
Susanne Hardmeier, EDK
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bericht?
S. H.: Der Bericht ist ein wichtiger Meilenstein. Er liefert eine Standortbestimmung zu datenbezogenen Themen im Bildungsbereich. Er schafft Transparenz und bringt wichtige rechtliche, technische und ethische Klarheiten. Er zeigt auch Chancen und Risiken von KI und Algorithmen auf.
R. H.: Hinzu kommt, dass der Bericht konkrete Vorschläge für das weitere Vorgehen enthält. Diese decken wesentliche Dimensionen ab, wie digitale Identität, Datenkompetenz, Beschaffung digitaler Lehrmittel, Mehrfachnutzung und Wiederverwendung von Bildungsdaten oder das Potenzial von Algorithmen und KI in der Bildung. Sie richten sich an verschiedene Ebenen des Systems: kommunal, kantonal, interkantonal und föderal. Viele davon betreffen Querschnittsthemen, die über den Bereich der Bildung hinausgehen und auch andere Politikbereiche berühren.
Und nun? Was ist als Nächstes geplant?
R. H.: Der Bericht bietet einen Orientierungsrahmen. Aufgrund des Umfangs und der Tragweite der skizzierten Ansatzpunkte sind vertiefende Abklärungen und eine Priorisierung erforderlich. Alle Akteure – Kantone, Bund, Bildungsinstitutionen etc. – sind eingeladen, den Bericht im Rahmen ihrer Zuständigkeiten zu prüfen, Prioritäten zu setzen und sich die Vorschläge anzueignen.
S. H.: Ein Grossteil der Entwicklungsansätze betrifft die kantonale und interkantonale Ebene. Educa wird den Bericht im Herbst den zuständigen Stellen und Fachgremien vorstellen. Auch die kantonalen Erziehungsdirektionen werden um Stellungnahme gebeten. Dieser Prozess ermöglicht es, Rückmeldungen einzuholen, offene Fragen zu klären und die Diskussion anzuregen.
R. H.: Wir sind uns bewusst, dass die Entwicklung einer solchen Politik eine langwierige Aufgabe ist. Der Bericht bildet jedoch eine solide und ambitionierte Grundlage. Er hat das Potenzial, den digitalen Bildungsraum Schweiz zu stärken und eine fundierte Steuerung des Bildungssystems zu unterstützen.
« Er hat das Potenzial, den digitalen Bildungsraum Schweiz zu stärken und eine fundierte Steuerung des Bildungssystems zu unterstützen. »
Remy Hübschi, SBFI
S. H.: Und vor allem gibt er uns einen Orientierungsrahmen in einem sich rasch wandelnden Umfeld. Mit diesem Bericht haben wir nun einen klaren Kurs für den Aufbau eines vertrauenswürdigen, sicheren und zukunftsorientierten digitalen Bildungsraums.