Die Digitale Verwaltung Schweiz (DVS) unterstützt das von uns eingegebene Projekt «Maturitätszeugnis als digitaler Nachweis» als erstes DVS-Innovationsprojekt im öffentlich-rechtlichen Bildungssystem. Gemeinsam mit Switch, der EPFL und den Kantonen Neuenburg und Freiburg setzen wir das Projekt um.

Der als Projekt eingereichte Anwendungsfall ist aus einem Austausch mit der EPFL entstanden und behandelt den teilweise noch manuellen Einschreibeprozess. Angehende Studierende legen bei der Immatrikulation an der EPFL ihr Maturitätszeugnis vor. Bei der Immatrikulation muss die Hochschule die Echtheit des Maturitätszeugnisses verifizieren. Aktuell erfolgt diese Verifikation, indem sich die Hochschule an den zuständigen Kanton wendet, um eine Bestätigung zu erhalten, dass die betreffende Person das Maturitätszeugnis tatsächlich erworben hat. Dieser Prozess erfordert sowohl bei den Kantonen wie auch bei der EPFL mehrere manuelle Schritte. Durch den Einsatz digitaler Nachweise kann dieser Ablauf effizienter und ressourcenschonender gestaltet werden.

«  Das DVS-Projekt fördert Innovationen im föderalen Bildungssystem und bietet das Potential für wichtige Weichenstellungen, um digitale Nachweise zu ermöglichen.  »

Toni Ritz, Direktor der Fachagentur Educa

Digitale Selbstbestimmung mit e-ID

Für die Umsetzung des digitalen Maturitätszeugnis wird die Public Beta Infrastruktur der e-ID genutzt, welche seit dem ersten Quartal 2025 verfügbar ist. Diese basiert auf den Prinzipien der selbstbestimmten Identität, wodurch Individuen die Kontrolle über ihre eigenen Daten behalten. Diese Lösung ist datensparsam und entspricht den geltenden Datenschutzanforderungen. Die verüfgbare Infrastruktur ermöglicht den Aufbau einer Vertrauensbeziehung zwischen Aussteller (Gymnasium) und Verifiziererin (Hochschule). Die mit dieser Infrastruktur ausgestellten Zeugnisse sind digital und damit automatisch überprüfbar. Dies erspart sowohl den Kantonen wie auch der Hochschule den Aufwand für die manuelle Prüfung. Zudem wird die Prozessdauer deutlich verkürzt, so dass angehende Studierende schneller über ihren Aufnahmestatus informiert werden. Der konkrete Anwendungsfall wird als Proof of Concept umgesetzt, um die Machbarkeit und Vorteile aufzuzeigen.

Zukunftssicher durch Interoperabilität

Bei der Konzeption und Umsetzung nimmt die Anschlussfähigkeit des Projektes einen hohen Stellenwert ein. Entsprechend planen wir bereits die erste Version des Standards für ein digitales Maturitätszeugnis auf der Interoperabilitätsplattform I14Y des Bundes zu veröffentlichen. 
Auf dieser Plattform können Behörden aller föderalen Ebenen ihre Datensätze, elektronischen Schnittstellen (API) und Behördenleistungen mittels Metadaten beschreiben und auffindbar machen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Interoperabilität innerhalb der Schweiz. Auf I14Y ist zu jedem Eintrag festgehalten, ob die betreffenden Daten frei oder eingeschränkt verfügbar sind, ob und welchem Standard sie entsprechen, wer die Sammlung verantwortet, wie regelmässig die Daten aktualisiert werden und wie ihre Qualität einzuschätzen ist.

Über 100'000 Nachweise pro Jahr

Digitale Nachweise sind ein Paradebeispiel für die digitale Transformation in der Bildung. Denn das Potenzial ist gross: Laut Bundesamt für Statistik traten im Jahr 2022/23 38’000 neue Studierende in die Hochschulen ein. Dazu kommen jährlich ca. 70’000 Lernende der beruflichen Grundbildung. Zukünftig könnten beide Zielgruppen von einer digitalisierten Lösung profitieren. Damit solche Nachweise tatsächlich den Zugang zur jeweils nächsthöheren Bildungsstufe vereinfachen und schweizweit funktionieren, müssen sie für alle Kantone und alle Bildungsinstitutionen anschlussfähig sein. Als Fachagentur von Bund und Kantonen beschäftigen wir uns schon länger mit digitalen Nachweisen und sind dafür zuständig, dass der dafür notwendige Dialog zustande kommt.