Inhalt

Das vielfältige Themenspektrum der Datennutzung reicht von grundlegenden Fragen des Datenmanagements auf institutioneller Ebene über den sicheren und effizienten Datenaustausch bis hin zum Einsatz algorithmischer Systeme und den Möglichkeiten der Sekundärnutzung. 

Im Rahmen der Entwicklung einer Datennutzungspolitik für den Bildungsraum Schweiz versuchen wir, möglichst viele Facetten dieses Themenspektrums auszuleuchten. Dabei ist es uns ein Anliegen, die betroffenen Akteure einzubeziehen und sowohl rechtliche, ethische als auch technologische Aspekte zu betrachten. Stets im Fokus: das Spannungsfeld zwischen datenschutzkonformer und datengestützter Schule. 

Trotz der Vielfalt der Themen und der Heterogenität der Akteure scheint eine Frage allgegenwärtig: die nach der Regulierung im Umgang mit Daten.

Erkenntnisse aus der Praxis

Um die zukünftige Datennutzungspolitik zu entwickeln, begleiten wir im Programm Datennutzungsprojekte aus Forschung, Bildungspraxis, EdTech-Bereich und Bildungsverwaltung. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es uns, relevante Fragen im Umgang mit Daten anhand konkreter Praxisfälle zu beleuchten und Lösungsansätze im Spannungsfeld der verschiedenen Anspruchsgruppen zu testen. 

Bis Ende des Jahres konnten wir vier Projekte in das Programm aufnehmen. Es sind dies die Projekte «Algorithmic Sorting in Education» der PH Zürich, «Profolio» des Instituts für Berufs- und Lebensgestaltung, «Digitale Bildungsdatenwege» der Fachhochschule Graubünden und «Aargauer Lehrmittelsteuerung aus Datenschutzperspektive» des Bildungsdepartements Aargau. Zwei weitere Projekte sind in Vorbereitung. Ziel ist es, dank einer gezielten Projektgewinnung bis Ende 2024 vier weitere Projekte und Fallstudien im Rahmen des Programms zu begleiten.
 

Projekteinblick

«Die vielfältigen Wechselbezüge zwischen dem technologischen und dem pädagogischen wurden bisher zu wenig ins Blickfeld genommen.»

Für eine Datennutzungspolitik, die auch Fragen der Bildungsgerechtigkeit berücksichtigt, braucht es den Dialog mit allen Beteiligten: der Forschung, dem schulischen Umfeld, EdTech-Unternehmen und der Bildungsverwaltung. Warum das zentral ist, erläutert Prof. Dr. Kenneth Horvath Leiter des Forschungsprojekts «Algorithmic Sorting in Education» an der PH Zürich.

Sowohl in den einzelnen Projekten als auch bei der Anlaufstelle war bisher insbesondere unsere rechtliche Expertise gefragt. Unsicherheiten und Unterstützungsbedarf gab es sowohl bei den Bildungsinstitutionen, der Bildungsverwaltung als auch bei Dienstleistungsanbietern. Unser Rechtsteam hat einige dieser vielfältigen Fragen rund um die Datennutzung schweizweit vergleichend untersucht. 

Dialog und Vernetzung

Durch die bisherige Zusammenarbeit mit Datennutzungsprojekten konnten wir Einblicke in zentrale Aspekte des Umgangs mit Daten gewinnen und sowohl Potenziale als auch Herausforderungen im Bildungsraum Schweiz identifizieren. Darüber hinaus hat sich die gesamte Phase der Projektgewinnung als wichtige Erkenntnisquelle erwiesen. 

Der Dialog und Austausch mit den relevanten Akteuren bildet die Grundlage für die Entwicklung einer gemeinsamen Datennutzungspolitik. Um eine aktive Zusammenarbeit zu fördern, haben wir im vergangenen Jahr verschiedene Wege beschritten. Dazu gehörten die Teilnahme an Arbeitsgruppen, Gremien und Veranstaltungen sowie die Durchführung von Workshops in einzelnen Kantonen. 
 

VSLCH-Tagung

Im Herbst waren wir mit einem Stand und Workshops an der VSLCH Tagung.

Zudem wurden gezielte Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern aus Forschung, Verwaltung, EdTech und dem Schulkontext geführt sowie zwei Studierendenprojekte an der FHNW in Auftrag gegeben.

Aus den Erkenntnissen dieser vielfältigen Aktivitäten konnte ein erstes Orientierungswissen für das Bildungssystem erarbeitet werden. 

Datenflüsse und Datenschutzkonformität

Um das Wissen und Verständnis über Daten im Bildungssystem zu verbessern, wurde eine Methodik entwickelt, die eine gezielte Auseinandersetzung mit Datenflüssen ermöglicht. Diese Methodik dient dazu, die beteiligten Akteure zu identifizieren, ihre Rollen und Verantwortlichkeiten zu klären sowie rechtliche, technische und sicherheitsrelevante Fragen gezielt zu verorten. Die Anwendbarkeit der Methodik erstreckt sich auf Datenflüsse zwischen Akteuren aus dem öffentlichen und privaten Umfeld. Durch die Analyse mit dieser Methodik wird das Bewusstsein und die Kompetenz im Umgang mit Daten bei allen Bildungsakteuren gestärkt. Gleichzeitig werden Potenziale und Risiken der Datennutzung im Bildungssystem sichtbar gemacht.

Ebenso wurde mit der Entwicklung von Prozessen und Hilfsmitteln begonnen, um Schulen beim Umgang mit personenbezogenen Daten und auf dem Weg zur Datenschutzkonformität zu unterstützen. Diese Hilfsmittel sollen vor allem sicherstellen, dass Schulen die notwendigen Schritte eigenständig durchführen können. Erste Ergebnisse zu diesen Themen werden in den kommenden Monaten auf unserer Website veröffentlicht. 

Im 2024 werden wir uns unter anderem verstärkt mit der Datennutzung in KI-Systemen, der Sekundärnutzung von Daten, Infrastrukturen und Standards sowie der Data Governance beschäftigen.

Fragen erwünscht

Seit dem 1. Juli 2022 können Fragen im Umgang mit Daten an die Anlaufstelle gerichtet werden. Mit diesem Dienst bieten wir praxisnahe Support- und Beratungsleistungen in den Bereichen Datenschutz und Datennutzung. Bis Ende 2023 konnten wir insgesamt über 70 Anfragen beantworten. 

Mit dieser Dienstleistung erreichen wir unsere primären Zielgruppen: Die überwiegende Zahl der Anfragen kam aus unserem Zuständigkeitsbereich (Volksschule und Sekundarstufe II). Dies vor allem von IKT-Verantwortlichen, Schulleitungen, Bildungsverwaltungen, Lehrpersonen und Volksschulämtern. 

53% der Anfragen betrafen rechtliche Grundlagen, 19% Infrastruktur und Standards, 16% den kompetenten Umgang mit Daten, 5% Sicherheit und 7% andere Themen.

Inhaltlich waren gut die Hälfte der Anfragen rechtlicher Natur (Stand 31.12.23).

Datenföderation in der Berufsbildung

Die Sistierung der Folgearbeiten zur Konzeption einer Datenföderation Berufsbildung (DBB) im Frühjahr 2023 hat uns gezeigt, dass die Verknüpfung unserer Konzeption mit unmittelbaren Umsetzungsarbeiten durch Partnerinnen und Partner im System zu wenig gegeben war. Weiter hat das revolutionäre Potenzial der Blockchain-Technologie in Verbindung mit einer zu starken Technologie-Orientierung in der Konzeption und Vermittlung wichtige Zielgruppen nicht überzeugt. Die Erkenntnisse aus DBB sind aufgearbeitet und fliessen in unsere Vermittlungsaktivitäten des folgenden Jahres ein. Besonderen Wert legen wir dabei auf praxisnahe Anwendungsbeispiele unserer Fachexpertise und die Zusammenarbeit mit Partnerinnen und Partnern im System.