Rund 40 Personen aus Bildungspraxis, Wirtschaft und Verwaltung diskutierten angeregt zum Thema «Digital Trust» an dem gemeinsamen Anlass des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und der Eidgenössischen Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK). Es handelte sich um die letzte Veranstaltung im Rahmen der Dialogreihe «Esprit Data». Wir haben zum Abschluss dieser Staffel und vor dem Start einer nächsten Reihe die «Vertrauensfrage» gestellt.
Der digitale Wandel betrifft die gesamte Gesellschaft und durchdringt alle Lebenswelten. In vielen Bereichen können Bedürfnisse aufgrund einer verbesserten Datennutzung gezielter befriedigt, Innovationen gefördert sowie Ressourcen effizienter und nachhaltiger eingesetzt werden. Um dabei die digitale Selbstbestimmung zu gewährleisten, braucht es vertrauenswürdige Datenräume. In einem solchen Datenraum stellen die Teilnehmenden ihre Daten selbstbestimmt und mit der nötigen Kontrolle zur Verfügung. So können die Daten für wirtschaftliche und gesellschaftliche Zwecke genutzt werden.
In Anlehnung an den Bericht des Bundes «Schaffung von vertrauenswürdigen Datenräumen basierend auf der digitalen Selbstbestimmung» vom 30. März 2022 wurden an der Dialogveranstaltung die fünf Prinzipien Transparenz, Kontrolle, Fairness, Verantwortlichkeit und Effizienz als Voraussetzung für die Schaffung von vertrauenswürdigen Datenräumen thematisiert. Weitere Vertrauensfaktoren wurden während der Veranstaltung gemeinsam identifiziert.
Gemäss den Teilnehmenden des «Esprit Data» gilt für den Bildungsraum Schweiz: Insbesondere Transparenz, Kontrolle und geregelte Verantwortlichkeit schaffen Vertrauen. Als weiterer Faktor wurde die Community identifiziert, denn wer vertraut nicht seinen Kolleginnen und Kollegen?
Den Referentinnen und Referenten der Dialogveranstaltung zufolge, dient Vertrauen dazu, Unsicherheit zu minimieren, um Entscheidungen treffen zu können. Dies benötigt Zeit und Erfahrung. Weiter wurde erwähnt, dass Vertrauen kontinuierlich erarbeitet werden muss. Es entsteht dort, wo der Nutzen die Kosten überwiegt und einfach verständlich ist sowie kurzfristig auftritt. Keine besonderen Fähigkeiten dürfen dazu benötigt werden. Auch gilt gemäss Inputreferat: Vertrauen hängt vom digitalen Kontext ab und kann nicht rein technisch garantiert werden. Technologie stützt oder fördert Vertrauen, wobei es eine kritische Auseinandersetzung benötigt.
Um diesen Faktoren und Ansprüchen gerecht zu werden, bietet sich ein partizipativer und interdisziplinärer Ansatz an. Zudem ist es ideal, wenn dies experimentell und iterativ geschieht, so die Diskussion an der «Esprit Data». Eine weitere Möglichkeit Vertrauen herzustellen, liegt in standardisierten Berichten und Beurteilungen, Labels oder auch öffentlich zugänglichen Verhaltenskodizes.
Einvernehmlichkeit herrschte unter den Teilnehmenden darin, das Vertrauen in digitale Lernplattformen, künstliche Intelligenz oder auch in Datenräume nur möglich ist, wenn ein klarer Mehrwert erkennbar ist. Der rege Austausch zeigte auf, dass Daten kein Selbstzweck sein dürfen. Die Anwendung der rechtlichen Grundlagen und des Datenschutzes sind dabei Voraussetzung. Zudem fällt der Kommunikation eine zentrale Rolle zu. Edulog ist hierfür ein gutes Beispiel. Edulog schützt die digitalen Identitäten, gewährleistet einen sicheren Zugang zu Online-Diensten und erleichtert Mobilität im Bildungsraum Schweiz.
Ausserordentlich wichtig ist darüber hinaus die Befähigung aller Akteure (Stichwort «Data Literacy»). Grundlegend für jegliche Datennutzung ist, dass jeder Akteur seiner Rolle entsprechend über gewisse Kompetenzen im Umgang mit Daten verfügt (siehe Bericht «Daten in der Bildung – Daten für die Bildung»). In der Podiumsdiskussion der Dialogveranstaltung wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass Wissen zu Potenzialen und Risiken aufgebaut werden respektive vorhanden sein muss. Dies im Bildungssystem selbst, aber auch auf individueller Ebene. Denn der Mensch bleibt als Akteur zentral.
Klar ist: Die erwähnten Faktoren für Vertrauen sind nicht nur für das Bildungssystem grundlegend, sondern sind für alle Politikbereiche zentral. Der digitale Wandel durchdringt Lebenswelten. Offenheit und Neugier begleiten idealerweise diese Transformation. Der Dialog, in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und auch zwischen den Akteuren, bildet ein zentrales Element, Digital Trust im Bildungsraum Schweiz herzustellen.
Nach Abschluss von «Esprit Data» – die gemeinsame Auseinandersetzung bleibt zentral, die Thematik ändert sich – wird sich die nächste Reihe mit den digitalen Wechselwirkungen zwischen Politikbereichen auseinandersetzen.
Michael Jeitziner, wissenschaftlicher Mitarbeiter, hat sich mit ethischen Rahmenbedingungen in seinem Beitrag für den Jahresbericht 2021 auseinandergesetzt.